Nachberichte Philosphisches Café

Herr Kaufmann berichtet aus den letzten “Philosophischen Cafés”…

Was bedeutet „Gender“?
Am 19. März fand wieder einmal das Philocafé an der TKG statt. Das Thema lautete „Gender“, und das Treffen des philosophischen Kreises begann mit einem Expertenreferat von Zelal. Zunächst erzählte sie von John Money, ein Psychologe welcher in den 1950er Jahren die Geschlechtsidentität („gender“) zu erforschen begonnen hatte. Dabei geht es u.a. um das Fehlen einer eindeutigen Zuordnung zum biologischen Geschlecht. Die Referentin stellte dann Bezüge zur „queer theory“ her und sprach davon, wie sie mit einer Befreiung von Rollenvorgaben zusammenhängt. So wird der englische Begriff „sex“ (also das biologische Geschlecht) vom Begriff „gender“ getrennt, welcher eher sozial konstruiert ist, und somit gemäß der Befürworter eher eine Selbstbestimmung erlaube. Unter anderem sei die Abschaffung patriarchalischer Machtstrukturen ein Ziel. Dahinter steckt der Gedanke, dass Sprache die Wirklichkeit nicht bloß abbildet, sondern in gewisser Weise auch performativ selbst schafft (z.B. wird eine „Entschuldigung“ durch die Worte „ich entschuldige mich bei Dir“ oder ein „Versprechen“ durch die Worte „ich verspreche Dir“ wirksam, unter gewissen Glückensbedingungen). Nach der Theorie ging die Vortragende zu verschiedenen Beispielen über. Dabei ging es um das „outing“ von „transgender“ Personen, welche sich mit dem Geschlecht, welches seit ihrer Geburt bei ihnen im Pass stand, nicht mehr identifizieren. 
Im weiteren Gespräch, das der Gastgeber Herr Nies für alle Teilnehmer öffnete, ging es um den Bezug des „gender“-Begriffs zum Alltag und um die Frage, ob sich die Gesetzgebung für Transsexuelle ändern solle, z. B. bezüglich neuer Toilettenräume im Falle der Einführung eines dritten Geschlechts („non-binary“). Wiederkehrende Fragen betrafen den Leidensdruck, der sich bei Betroffenen einstellt, der teils zum Wunsch führt, sich operieren zu lassen. In solchen Fällen ist der Befund bzw. die Einwilligung eines Psychologen oder Psychiaters erforderlich damit eine gesetzliche Krankenkasse anteilig die Kosten übernimmt. Zugleich diskutierten die Teilnehmer über die Phase des „outing“ sowie insbesondere die Frage, wie die Eltern von Betroffenen, ihr Freundeskreis sowie die Gesellschaft im Allgemeinen damit umgingen. 
Des Weiteren ging es beim dritten Geschlecht um die Problematik dass etwa ein Prozent der Neugeborenen Merkmale beiderlei Geschlechter trügen, aber selbst in diesen Fällen eine Einordnung ins binäre Schema „Männlich/weiblich“ vollzogen würde. Es entstand der Vorschlag, in solchen Fällen die Geschlechtsangleichung von der Geburt zur Pubertät zu verschieben. Überhaupt kam dann der Begriff der „Geschlechtsmündigkeit“ auf, womit die „Selbstangabe“ gemeint ist, welcher Kategorie ein Mensch sich zugehörig fühle. Verschiedene Teilnehmer bemerkten dann, dass sich selbst bei Veränderung der Kategorie oder gar der Geschlechtsorgane sich die Chromosomen ja nicht änderten, sowie dass irgendwann dann ja auch drei Geschlechter nicht genügen würden, und die nicht-binäre Entartung sich bis ins unendliche würde erweitern können (via z. B. des Begriffs der „Pansexualität“ oder via einer Östrogen-Testosteron-Skala). Es wurde die Frage aufgeworfen, warum im Pass überhaupt das Geschlecht vorkomme und ob dies erforderlich sei. Allerdings schien es doch so zu sein, dass medizinische Hilfe besser leistbar ist und dass im Leistungssport das Geschlecht weiterhin relevant ist, nicht nur im Marketing und Profiling.
Philosophisch wurde es dann wieder interessant, als es um Sprachwandelprozesse ging, wie eben dem von „sex“ zu „gender“, oder von „Miss/Mr/Mrs“ hin zu „Mr/Ms“, oder im Schwedischen von han/hon zu han/hon/hen. Die Meinungen der Teilnehmer gingen weit auseinander zwischen denen, die finden dass die ganze sprachliche Debatte eher verkomplizierend und nervig wirkt und denen, die solche sprachnormierenden Eingriffe (wie sie beispielsweise auch die Academie française regelmäßig vornimmt) eher begrüßen. Zum Schluss hatten wir alle gemeinsam das Lachen, als es um Begriffe wie „Mannsweib“ ging und wie mühselig es doch für einen Nichtmuttersprachler sein würde, herauszufinden, welcher Wortteil die Biologie und welcher das Verhalten abbildete. Ein Dank an die AG und die Keksebäcker, welche das Treffen wieder einmal hervorragend vorbereitet/begleitet haben.

Bericht von Herrn Kaufmann zum Philosophischen Café am 15.1.19

Was bedeutet „Gender“?
Am 19. März fand wieder einmal das Philocafé an der TKG statt. Das Thema lautete „Gender“, und das Treffen des philosophischen Kreises begann mit einem Expertenreferat von Zelal. Zunächst erzählte sie von John Money, ein Psychologe welcher in den 1950er Jahren die Geschlechtsidentität („gender“) zu erforschen begonnen hatte. Dabei geht es u.a. um das Fehlen einer eindeutigen Zuordnung zum biologischen Geschlecht. Die Referentin stellte dann Bezüge zur „queer theory“ her und sprach davon, wie sie mit einer Befreiung von Rollenvorgaben zusammenhängt. So wird der englische Begriff „sex“ (also das biologische Geschlecht) vom Begriff „gender“ getrennt, welcher eher sozial konstruiert ist, und somit gemäß der Befürworter eher eine Selbstbestimmung erlaube. Unter anderem sei die Abschaffung patriarchalischer Machtstrukturen ein Ziel. Dahinter steckt der Gedanke, dass Sprache die Wirklichkeit nicht bloß abbildet, sondern in gewisser Weise auch performativ selbst schafft (z.B. wird eine „Entschuldigung“ durch die Worte „ich entschuldige mich bei Dir“ oder ein „Versprechen“ durch die Worte „ich verspreche Dir“ wirksam, unter gewissen Glückensbedingungen). Nach der Theorie ging die Vortragende zu verschiedenen Beispielen über. Dabei ging es um das „outing“ von „transgender“ Personen, welche sich mit dem Geschlecht, welches seit ihrer Geburt bei ihnen im Pass stand, nicht mehr identifizieren. 
Im weiteren Gespräch, das der Gastgeber Herr Nies für alle Teilnehmer öffnete, ging es um den Bezug des „gender“-Begriffs zum Alltag und um die Frage, ob sich die Gesetzgebung für Transsexuelle ändern solle, z. B. bezüglich neuer Toilettenräume im Falle der Einführung eines dritten Geschlechts („non-binary“). Wiederkehrende Fragen betrafen den Leidensdruck, der sich bei Betroffenen einstellt, der teils zum Wunsch führt, sich operieren zu lassen. In solchen Fällen ist der Befund bzw. die Einwilligung eines Psychologen oder Psychiaters erforderlich damit eine gesetzliche Krankenkasse anteilig die Kosten übernimmt. Zugleich diskutierten die Teilnehmer über die Phase des „outing“ sowie insbesondere die Frage, wie die Eltern von Betroffenen, ihr Freundeskreis sowie die Gesellschaft im Allgemeinen damit umgingen. 
Des Weiteren ging es beim dritten Geschlecht um die Problematik dass etwa ein Prozent der Neugeborenen Merkmale beiderlei Geschlechter trügen, aber selbst in diesen Fällen eine Einordnung ins binäre Schema „Männlich/weiblich“ vollzogen würde. Es entstand der Vorschlag, in solchen Fällen die Geschlechtsangleichung von der Geburt zur Pubertät zu verschieben. Überhaupt kam dann der Begriff der „Geschlechtsmündigkeit“ auf, womit die „Selbstangabe“ gemeint ist, welcher Kategorie ein Mensch sich zugehörig fühle. Verschiedene Teilnehmer bemerkten dann, dass sich selbst bei Veränderung der Kategorie oder gar der Geschlechtsorgane sich die Chromosomen ja nicht änderten, sowie dass irgendwann dann ja auch drei Geschlechter nicht genügen würden, und die nicht-binäre Entartung sich bis ins unendliche würde erweitern können (via z. B. des Begriffs der „Pansexualität“ oder via einer Östrogen-Testosteron-Skala). Es wurde die Frage aufgeworfen, warum im Pass überhaupt das Geschlecht vorkomme und ob dies erforderlich sei. Allerdings schien es doch so zu sein, dass medizinische Hilfe besser leistbar ist und dass im Leistungssport das Geschlecht weiterhin relevant ist, nicht nur im Marketing und Profiling.
Philosophisch wurde es dann wieder interessant, als es um Sprachwandelprozesse ging, wie eben dem von „sex“ zu „gender“, oder von „Miss/Mr/Mrs“ hin zu „Mr/Ms“, oder im Schwedischen von han/hon zu han/hon/hen. Die Meinungen der Teilnehmer gingen weit auseinander zwischen denen, die finden dass die ganze sprachliche Debatte eher verkomplizierend und nervig wirkt und denen, die solche sprachnormierenden Eingriffe (wie sie beispielsweise auch die Academie française regelmäßig vornimmt) eher begrüßen. Zum Schluss hatten wir alle gemeinsam das Lachen, als es um Begriffe wie „Mannsweib“ ging und wie mühselig es doch für einen Nichtmuttersprachler sein würde, herauszufinden, welcher Wortteil die Biologie und welcher das Verhalten abbildete. Ein Dank an die AG und die Keksebäcker, welche das Treffen wieder einmal hervorragend vorbereitet/begleitet haben.

Bericht von Herrn Kaufmann zum Philosophischen Café am 19.3.19