Am nächsten Morgen wurden wir nach dem Frühstück von einem Kleinbus der Schule abgeholt.
Da ich bereits per WhatsApp über eine lange Zeit mit meiner Partnerschülerin gechattet hatte, waren wir uns schon vor dem ersten Treffen einig, dass wir zusammenbleiben wollten.
Die anderen Schüler aus unserer Gruppe wurden von der Lehrerin Mrs. Bernhard eingeteilt.
Als wir mit dem Bus an der Schule ankamen, waren wir alle erstaunt über die Größe der Schulfläche. Es gibt hier viele einzelne Gebäude mit jeweils zwei bis sechs Klassenzimmern. Alle Gebäude sind eingeschossig.
Nach dem lang ersehnten Kennenlernen mit unseren Partnerschülerinnen und -schüler mussten wir in den Unterricht.
Weil unsere Partnerschüler aus unterschiedlichen Jahrgängen kommen, konnten wir unterschiedlichen Unterricht kennenlernen. Leider fiel der ein oder andere Unterricht aus.
Wir alle haben sehr strenge Lehrerinnen und Lehrer erwartet, wurden aber eines Besseren belehrt.
Die Unterrichtsatmosphäre haben wir im Allgemeinen als sehr angenehm empfunden. Auch das Verhältnis zwischen den Schülerinnen und Schülern untereinander sowie zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schülern haben wir als respektvoll empfunden.
Das Unterrichtsgeschehen konnte ungestört durchgeführt werden, da die Schülerinnen und Schüler alle diszipliniert sind und sich ohne Murren an die Schulregeln halten.
Diese Disziplin hat sich auch ohne eine Lehrkraft gezeigt, denn obwohl die Lehrerin für eine Unterrichtsstunde nicht da war, haben alle Schüler für die ganze Unterrichtsstunde im Klassenraum gesessen und haben sich leise beschäftigt, indem sie zum Beispiel ein Buch gelesen oder sich auf den nächsten Unterricht vorbereitet haben. Wir haben das als sehr angenehm empfunden und haben auch darüber am Abend in der TKG-Gruppe reflektiert.
Dass die Schülerinnen und Schüler sich untereinander sehr wohl fühlen, konnten wir daran sehen, dass sie ohne Bedenken ihr Essen und Trinken geteilt haben. Es musste nicht gefragt werden, ob wer was braucht, es wurde einfach geteilt. Ein großartiger Zusammenhalt!
Jeder Lernende hat in den Klassenräumen einen Einzeltisch, die nebeneinander platziert sind. Außerdem haben Sie keine Schnellhefter, sondern Hefte, in welche sie ihre Arbeitsblätter einkleben. Vom Schulequipment ist vieles auf demselben Stand wie bei uns in Deutschland. Whiteboards, normale Tafeln, Schulbücher etc. Nur die Tische und Stühle sind uns auf unserer Schule besser erhalten geblieben.
Aufgrund der vielen verteilten Gebäude ist es uns so vorgekommen, als würde die ganze Schule nach jedem Unterricht pendeln. Jedoch geschah dies ohne Probleme.
Mit dem Schulgong, der sich wie ein Feueralarm anhört, hatte die dreißigminütige Pause begonnen.
Es sind viele Schüler auf uns zugekommen und wir haben nette, sympathische, offene und respektvolle Gespräche geführt. Hierbei haben uns die Schülerinnen und Schüler erklärt, dass sie für die Recherche eine schuleigene Bibliothek haben und der Umgang mit Büchern etwas Schönes für die hiesigen Schüler darstellt. Kerim entdeckte einen sehr tiefgründigen Spruch: „Wenn wir lesen, dann träumen wir mit offenen Augen.“ Diese Aussage hat uns tief bewegt und wir alle sind der Meinung, dass ein Gebrauch von Büchern bei uns auch wieder vermehrt in den Unterricht eingebracht werden sollte und wir finden es schade, dass unsere eigene Bibliothek stark reduziert wurde.
Was uns aufgefallen ist, sind die Zukunftsängste der Schüler.
Hier konnten wir klar feststellen, dass nicht Bildung das primäre Problem darstellt, sondern der finanzielle Status das Problem für die Chancenungleichheit ist.
Die Highschool-Schüler hatten leichte Probleme mit unseren Namen, vor allem mit „Efehan“, den konnten sie nämlich kaum aussprechen. Mich nannten sie „April“, weil es für sie einfacher zum Aussprechen war.
Eslin wurde respektvoll auf ihr Kopftuch angesprochen und hat die Fragen der Schülerinnen und Schüler beantwortet.
Kerim und Nick haben sich, wie immer, mit allen sehr gut verstanden und haben schnell eine freundschaftliche Bande knüpfen können.
Eda ging mit ihrer Partnerschülerin Leena zum Schulzaun. Dort hat sie erlebt, wie sich die Schülerinnen und Schüler durch den Zaun Streetfood gekauft haben, da sie das Gelände nicht verlassen dürfen.
Unser Schultag hat damit geendet, dass wir von dem Kleinbus abgeholt worden sind, um gemeinsam einen namibischen Markt zu besuchen.
Auf dem Markt
Die Atmosphäre auf dem Markt hat mich, aber auch viele andere von uns an Märkte in der Türkei erinnert, einfach ein Stück Heimatgefühl so weit weg!
Auf dem Markt wurden verschiedene Waren angeboten, darunter Gewürze, traditionelle Kleidung, handwerkliche Güter und natürlich, das für solch einen Markt typische zubereitete Fleisch. Wobei das Fleisch frisch an Grillstationen zubereitet wird. Es wird zuvor zerteilt, ganz fein aufgeschnitten und dann gegrillt bzw. gebraten. Die verschiedenen Gerüche der Gewürze und des gebratenen Fleisches haben dem Markt eine wohlduftende Atmosphäre verliehen. Eine komplette Hälfte des Marktes war der Fleischzubereitung gewidmet.
Nach einer Runde im Markt haben wir gemeinsam an einem Tisch Fleisch gegessen.
Spieleabend
Der Tag endete im Hostel mit einer lustigen Spielerunde unter dem Motto „Hakuna Matata“ (aus dem afrikanischen Swahili: „Es gibt keine Sorgen“) mit Jaden (einem Hostelmitarbeiter) und Angel, einer ehemaligen Austauschülerin. Die Stimmung war locker und ausgelassen. Müde, aber glücklich gingen wir ins Bett.
verfasst von Ebru Aksoy, Q2-Schülerin editiert von Zübeyda Uzun und Dominik Daniels
(Veröffentlichung genehmigt C. Hiller-Kitzmann, Abteilungsleiterin Oberstufe)